Lionel Loueke: HH
HH
Edition Records
MODERN JAZZ Was Nerds so machen: googeln und vergleichen. Man schaut also, welche Licks und Riffs Lionel Loueke welchem Herbie-Hancock-Album entnommen und wie verfremdet hat. Denn das ist die Story dieses Album: LL plays HH! Der 47-jährige Beniner Gitarrist spielt die Klassiker seines 33 Jahre älteren Mentoren und Vorbilds. In Hancocks Band spielt Loueke seit 15 Jahren und sagt über den Pianisten: „You are the Truth“. Nun hat HH nicht erst seit den brachialen Synthie-Breaks von „Rockit“ Legionen von Musikern zu Cover-Alben inspiriert. Aber wie Loueke hier Songs, die Hancock in seiner Electro-Funk-Phase mit Bands in Fußballmannschaftsstärke aufnahm, ganz alleine spielt, ist einfach fantastisch: trotz aller Tapping- und Slap-Effekte ist das kein bisschen selbstverliebt, sondern unendlich gefühlvoll und musikalisch. Loueke singt und scattet, schnalzt zu „Watermelon Man“, lässt ein bisschen Flamenco und sehr viel Souljazz in sein Spiel einfließen, und man ahnt: all das googeln bringt gar nichts. LLs Kunst macht jeden Vergleich unnötig. jp