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„Boum“ von Lisa Eckhart: Pariser Pulp

Buchcover „Boum“ von Lisa Eckhart

Mit „Boum“ hat Lisa Eckhart einen zwischen Märchen und Pulp changierenden, grellen und kurzweiligen Roman geschrieben.

Lisa Eckhart ist mit ihrem zweiten Roman „Boum“ zurück: Die junge und unbedarfte Österreicherin Aloisia hat sich bei einem Kurzaufenthalt in Paris in Romain verliebt und zieht nun endgültig an die Seine, um bei ihm zu bleiben. Doch schon bald muss sie feststellen, dass ihr Geliebter ihr nicht treu ist – im Gegenteil. Der Rezeptionist von gleich mehreren Hotels und Verkäufer in einem Tiergeschäft organisiert zwischen den Tierkäfigen in der Nacht regelmäßige One-Night-Stands. Derweil treibt ein Serienmörder in Paris sein Unwesen, der Straßenmusiker am hellen Tag mitten in der Menschenmenge umbringt, ohne auch nur gesehen geschweige denn erkannt zu werden. Völlig übersehen werden in den Straßen von Paris auch die von ihrem König Clopin angeführten Clochards. Obwohl sie mit den Einnahmen falscher Krüppel noch einigermaßen gute Geschäfte machen, geraten sie durch die sich ausbreitenden Straßenmusiker zunehmend in Bedrängnis. Sie schlagen zurück …

Lisa Eckhart, die vom Poetry-Slam kommt und längst mit abendfüllenden Kabarettprogrammen auf Tour ist, hat die Belletristik für sich entdeckt. Ihr Erstling „Omama“, ein Dorfroman über Eckharts Oma, setzte weniger auf psychologische Ausleuchtung, dafür auf ländliche Archetypen. Ähnlich geht sie in „Boum“ vor: Auch der Terrorexperte Monsieur Boum, der in jedem Mord einen politischen Akt sieht, hinter jedem Krach eine Detonation, ist ein Abziehbild. Nicht weniger der die Morde an den Straßenmusikanten ermittelnde Kommissar, dem Boum ständig im Weg steht. Der Schwerpunkt aber liegt auf Aloisia, die Clopin in den Turm der Wunder führt, wo die menschliche Ressource „Mädchen“ zu Mannequins, Kokotten und Hostessen ausgebildet werden. Lisa Eckhart hat einen zwischen Märchen und Pulp changierenden, grellen und kurzweiligen Roman geschrieben, der nicht anklagt, sondern gesellschaftliche Zustände grotesk überzeichnend dem Lachen preisgibt.

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