„Lower“ von Benjamin Booker: Songs für die Ewigkeit
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Einige Songs von Benjamin Bookers neuem Album „Lower“ werden womöglich auch noch in 100 Jahren relevant sein.
Wer zum ersten Mal einen Song von Benjamin Booker hört, bemerkt zunächst diese Stimme – geheimnisvoll, gehaucht und irgendwie zugleich uralt und blutjung klingend. Diese Synthese aus Alt und Neu erstreckt sich auch auf den Rest seiner Musik und findet in seinem dritten Album, acht Jahre nach dem Vorgänger „Witness“, ihren Höhepunkt. Auf „Lower“ treffen Bookers an Artpunkbands und vor 80 Jahren verstorbenen Bluessängern geschulte Songs auf den HipHop-Produzenten Kenny Segal, dreckige Gitarren auf geisterhafte Klavierloops und Dreampop-Dunst.
In seinen Texten thematisiert Booker moderne Themen wie Queerness („Slow Dance in a Gay Bar“) und schreckt auch vor dem Tabubruch nicht zurück („Rebecca Latimer Felton takes a BBC“). Doch was sperrig oder bemüht klingen könnte, ist im Gegenteil direkt zugänglich – und hier kommen dann wieder Bookers Songwriterkünste ins Spiel. Wie der melancholische Rocker „Same Kind of lonely“ und die Trinkerballade „Hope for the Night Time“ beweisen, sind die nämlich so klassisch und zeitlos, dass sie auch in 100 Jahren noch relevant sein werden.