„Heroin Chic“ von Maria Kjos Fonn: „Heroin“ kommt von Heldin
Mit „Heroin Chic“ fängt Maria Kjos Fonn die destruktive Schönheit ein, die der Droge innewohnt.
In Norwegen wurde „Heroin Chic“ von Maria Kjos Fonn als einer der wichtigsten Romane des Jahres gefeiert. Gut möglich, dass davon nicht nur die Autorin und ihr Verlag profitiert haben, sondern auch die Therapeut:innen des Landes. Denn ein deprimierenderes Buch wird die norwegische Öffentlichkeit in diesem Jahr kaum zu lesen bekommen.
Maria Kjos Fonn schildert in „Heroin Chic“ den Abstieg in die Drogensucht – auf eine Weise, die die destruktive Schönheit einfängt, die der Droge innewohnt, und gerade deshalb nichts beschönigt. Ihre Protagonistin Elise kommt aus einem behüteten Haus, gilt schon als Kind als wunderschön und talentierte Sängerin. Doch etwas in ihr möchte nichts lieber als verschwinden, was sich zunächst in einer Essstörung, dann in einer immer weiter eskalierenden Abhängigkeit äußert. Immer wieder überschreitet Elise Grenzen, die sie nie überschreiten wollte: das erste Mal Rauchen, das erste Mal Spritzen, das erste Mal Prostitution. Fonn nimmt uns mit zu den Abgründen von Elise, bietet aber nie eine eindeutige Erklärung, obwohl die übertriebene Idealisierung durch die Mutter oder die Vergewaltigung durch den Chorleiter Fragmente eines Bildes ergeben. Beim Lesen möchte man oft den Blick abwenden, kann sich aber nicht gegen den Sog wehren. So wie eben auch Heroin wirkt.