„Mary & Claire“ von Markus Orths
Mit „Mary & Claire“ findet Markus Orths einen ganz eigenen Ton, um von Mary Shelly, Claire Clairmont und dem jungen Lord Byron zu erzählen.
Es ist bemerkenswert, wie Markus Orths in „Mary & Claire“ um eine Gruppe Menschen, die vor allem für düstere Texte bekannt sind und zahllose Schicksalsschläge durchmachen, einen derart lebendigen, ja lebensbejahenden Roman aufbaut.
England im frühen 19. Jahrhundert: Die jungen Stiefschwestern Mary und Claire lieben das Schreiben und haben von ihrem Vater ein ungewöhnlich progressives Weltbild mitbekommen. Zwei Männer mischen ihr Leben mächtig auf: erst der Dichter Percy Bysshe Shelley, mit dem die Schwestern nach Europa fliehen, bevor Mary ihn heiratet, und dann Lord Byron, in den sich Claire so unsterblich wie unglücklich verliebt. In einer Sturmnacht am Genfer See beginnt ein literarischer Wettbewerb, bei dem Mary den Jahrhundertroman „Frankenstein“ schreiben wird.
Markus Orths legt seinen Figuren fast moderne Sprache in den Mund
Die Geschichte, die Markus Orths in „Mary & Claire“ erzählt, wird – zumindest in ihren groben Zügen – vielen Leser:innen bekannt sein. Es geht dann auch weniger um die historischen Details, mit denen der Autor ohnehin liberal umgeht, als um Stimmung und Atmosphäre. Orths legt seinen Figuren fast moderne Sprache in den Mund und fängt die Rauschhaftigkeit ein, mit der sie sich über die Normen ihrer Zeit hinwegsetzen. Der Dualismus im Titel taucht immer wieder als Stilmittel auf, indem Orths Gegensatzpaare ins Zentrum rückt: Leben und Tod, hell und dunkel, Sturm und Drang. Bemerkenswert, wie Orths um eine Gruppe Menschen, die vor allem für düstere Texte bekannt ist und zahllose Schicksalsschläge durchmacht, einen derart lebendigen, ja lebensbejahenden Roman aufbaut.
Mit „Mary & Claire“ hat es Markus Orths auf unsere Liste der besten Bücher im März 2023 geschafft.