„Marlon“ von Mavi Phoenix: Endlich angekommen
Auf seinem zweiten Album nach seinem Coming-out bringt der Österreicher neues Selbstvertrauen mit – und einen völlig neuen Sound.
Slowthais „Tyron“, Paul McCartneys „McCartney“-Serie – wenn Musiker:innen ein Album nach sich selbst benennen, geht es ans Eingemachte. Für Mavi Phoenix’ zweites Album „Marlon“ gilt das umso stärker, denn der Name ist zugleich Symbol für Mavis wahre Identität als trans Mann.
Zwar hatte der Österreicher sein Coming-out schon vor dem Erstling „Boys Toys“ von 2020, doch erst „Marlon“ fühlt sich an, als wäre er endlich ganz in seinem neuen Leben angekommen – was auch an der radikal anderen Musik liegt. Ein Schlüsselmoment, sagt Mavi selber, ist die Single „Leaving“: ein Poppunk-Song, der mit seinem alten Sound zwischen HipHop und R’n’B nichts mehr zu tun hat. Stattdessen gibt es eine Akustikgitarre, eine eingängige Melodie und sommerliche Vibes, die in „O.C. California“ nicht fehl am Platz wären.
Textlich geht es auf „Marlon“ immer wieder um das Selbstvertrauen, das Mavi seit der Transition gewonnen hat. Früher waren seine Songs von Beats zersplittert, seine Stimme oft hinter Effekten versteckt, hier rückt er seinen nun viel tieferen Gesang ins Zentrum. Das alles ist für Fans des alten Sounds gewöhnungsbedürftig – aber Mavi klingt so gelöst, dass es ansteckend ist.