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„Zusammenkunft“ von Natasha Brown: Schlag in die Magengrube

Buchcover „Zusammenkunft“ von Natasha Brown

Der Roman „Zusammenkunft“ von Natasha Brown ist kurz, schmerzhaft, ernüchternd – und schon lange überfällig.

In England war „Zusammenkunft“ von Natasha Brown das erfolgreichste Debüt des Jahres 2021, die Autorin wurde – längst nicht nur dort – auf Händen durch die Feuilletons getragen. Diese allgegenwärtige Ehrfurcht hat etwas Irritierendes. Nicht, weil das Buch nicht brillant wäre, sondern weil es eine Anklage genau jener Gesellschaft ist, die es so feiert.

Die Rahmenhandlung erinnert dabei an Jordan Peeles Horrorsatire „Get out“: Browns namenlose Ich-Erzählerin reist aufs Land, um die Familie ihres Freundes zu treffen. Sie ist Schwarz, aus der Arbeiterklasse, arbeitet in der Finanzwelt; er stammt aus dem britischen Landadel. Doch für Humor hat Brown keinen Platz. Ihre Erzählerin hat ihr Leben dem Aufstieg gewidmet, sich dazu zum Teil eines Systems gemacht, das sie wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Klasse, ihrem Geschlecht hasst – und wird ihre Herkunft trotzdem nie hinter sich lassen können. Ihre selbst vorangetriebene Entmenschlichung geht so weit, dass eine Krebsdiagnose zum einzigen legitimen Ausweg wird. Mit keinem Wort zu viel und kongenial übersetzt von Jackie Thomae ist der Roman „Zusammenkunft“ von Natasha Brown ein Buch wie ein Schlag in die Magengrube: kurz, schmerzhaft, ernüchternd. Aber es ist ein Schlag, der längst überfällig war.

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