Kampf gegen Windmühlen
„Kleine Freiheit“ von Nicola Kabel ist das einfühlsame Psychogramm einer nur auf den eigenen Vorteil bedachten Richterin und ihres kapitalismuskritischen Vaters.
Widerstand ist nicht gleich Widerstand: Darauf könnte man den Debütroman „Kleine Freiheit“ von Nicola Kabel reduzieren. Während Saskia ihren Beruf als Richterin zurückstellt, um in einem Provinzdorf ihre beiden Kinder großzuziehen – ihr Mann Christian macht in einer Kanzlei in Hamburg derweil Karriere –, war es eine Generation früher ganz anders: Saskias Vater Hans engagierte sich in einer Kommune im Wendland gegen Atomkraft, denkt heute noch kapitalismuskritisch und ist noch immer Gegner von bürgerlichen Rollenbildern. Saskia aber engagiert sich intensiv gegen den Bau von Windkrafträdern in der Nähe ihres Dorfes – ihr Handeln ist nach persönlichen Interessen ausgerichtet. Dabei schreckt sie sogar vor einer Allianz mit konservativ-reaktionären Koalitionspartnern nicht zurück, was zu einem Zerwürfnis mit ihrem Vater führt. Nicola Kabel ist ein einfühlsames Psychogramm einer Familie gelungen. Dass die so wichtige politische Komponente des Romans nur eine psychologische Unterfütterung erhält, ist angesichts der gelungenen Schilderung des Privaten verschmerzbar.
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