Irgendwo in Utah
Auch wenn sich Nicolas Zeimet in „Rückkehr nach Duncan’s Creek“ bei „Stranger Things“ und „Stand by me“ bedient, erschafft er etwas eindringlich Eigenständiges.
„Bring mich zurück … nach Hause … “, verlangt Sam von Jake in dem Roman „Rückkehr nach Duncan’s Creek“ von Nicolas Zeimet. So kehrt Jake nach 19 Jahren mit einer Urne in sein Heimatdorf zurück. Er ist ein leidlich erfolgreicher Schriftsteller und hat sich in San Francisco ein okayes Leben aufgebaut – doch haben ihn die offenen Fragen der Jugendzeit, das Unausgesprochene und Verdrängte, nie zur Ruhe kommen lassen.
Es ist nicht der mit vielen Verweisen von „Stand by me“ bis „Stranger Things“ gespickte Handlung, die den durch und durch US-amerikanischen Roman des Franzosen Nicolas Zeimet auszeichnet: eine Kleinstadtjugend in den 80ern, der Freundschaftsschwur dreier Teenager, häusliche Gewalt, Missbrauch, der Tod von Sams gewalttätigem Alkoholikervater. Zeimet erzählt den oft vorhersehbaren Plot maximal spannend, indem er kapitelweise zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendelt. Und so pathetisch und klischeebeladen Zeimet auch Sams Kampf mit den Traumata zeichnet, gelingt ihm mit dem Protagonisten Jake doch ein Antiheld, dem selbst ein überplakativer Roadtrip mit Mojave-Wüste, Las Vegas und Route 66 nichts anhaben kann.
Es ist Jakes Ringen mit Nostalgie, Schicksal und den überlebensgroßen Versprechungen der Popkultur, die der Frage nach dem wirklich Wichtigen im Leben einen eindringlichen und keinesfalls austauschbaren Antwortversuch entgegenstellt.