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Buchempfehlung: „Vier Tage, drei Nächte“ von Norbert Gstrein

Buchcover „Vier Tage, drei Nächte“ von Norbert Gstrein

Dass „Vier Tage, drei Nächte“ von Norbert Gstrein kein Meisterwerk ist, verhindert am Ende nur die Romanheldin.

Unsere Buchempfehlung der Woche ist der neue Roman von Norbert Gstrein mit dem Titel „Vier Tage, drei Nächte“.

Elias liebt Ines schon, seit sie Kinder waren. Mit 16 Jahren erfahren die beiden fast gleich alten Jugendlichen von seinem Vater, dass er auch ihr Vater ist. Dennoch setzen sie ihre zwar nicht sexuelle, aber latent inzestuöse Beziehung fort. Elias, der ansonsten ausschließlich auf Männer steht, schaut Ines bei ihrem zerstörerischen Männerverschleiß nicht nur zu, er muss Ines vor den Fallengelassenen in der Regel am Telefon verleugnen, die Männer trösten oder vom Grundstück verjagen – häufig landet er sogar mit ihnen im Bett, oder es geschieht ein fragwürdiges Unglück …

Manchmal möchte man meinen, die beiden hätten mehr von ihrem verachteten Vater in sich, als ihnen lieb ist. Der übergriffige Fünf-Sterne-Hotelier aus Tirol steht ständig bei der Literaturwissenschaftlerin Ines in Berlin vor der Tür, oft soll der berufliche Versager Elias ihm im Hotel helfen, vor allem jetzt, wo die alljährliche Sause „Vier Tage, drei Nächte“ auch während des Lockdowns unbedingt steigen soll. Norbert Gstrein hat es in seinem Roman leider nicht bei diesem starken, an den frühen McEwan erinnernden Plot belassen. Im zweiten Teil – die Vergangenheit ist abgearbeitet, der Roman baut ab – lässt er Elias und dessen aktuellen Freund Carl auf Sizilien in Ines’ offenes Messer der Identitätspolitik laufen – ein deus ex machina der Zerstörung.

„Vier Tage, drei Nächte“ von Norbert Gstrein ist unsere Buchempfehlung der Woche. In der Vorwoche haben wir „Matrix“ von Lauren Groff empfohlen.

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