„Lapvona“ von Ottessa Moshfegh: Zurück im Mittelalter
Sie hat den Ruf der humorvollen Alltagsanalytin – und mit „Lapvona“ verrät Ottessa Moshfegh, wo sie uns nach all den Krisen der vergangenen Monate sieht.
„Lapvona“ von Ottessa Mosfegh ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Ihr Roman „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ war die Pflichtlektüre im Lockdown: Nachdem eine finanziell abgesicherte New Yorkerin ihren Job in einer Hipstergalerie verliert, deckt sie sich mit starken Schlafmitteln ein, um ein ganzes Jahr im Tiefschlaf zu verbringen. Die wenigen wachen Stunden verbringt sie mit Onlineshopping und Whoopi-Goldberg-Filmen.
Doch es ist nicht nur der Plot dieses bereits 2018 veröffentlichten Romans, sondern auch ein ganz bestimmter Sound, der Ottessa Moshfegh den Ruf der humorvollen Alltagsanalystin eingebracht hat: Die 41-jährige US-Autorin zoomt gerne ganz nah an ihre Protagonist:innen ran, liebt Auskünfte über deren Hygienestatus und destilliert aus Ekel und Scham ihre Gesellschaftskritik.
„Lapvona“ von Ottessa Moshfegh ist ein Kabinett der Abscheulichkeiten
Wo also sieht sie uns nach all den Krisen der vergangenen Monate? Ihr neuester Roman ist ein Kabinett der Abscheulichkeiten: Ein Regent bestieht sein Volk, ein Mann vergewaltigt seine Frau, ein Kind tötet seinen Freund – und nebenher wüten Pest, Dürre und Hungersnot. „Lapvona“ bringt die unbequeme Wahrheit auf den Punkt: Wir sind zurück im Mittelalter.
„Lapvona“ von Ottessa Moshfegh ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Die Optimistinnen“ von Gün Tank vorgestellt.