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„Zeremonie des Lebens“ von Sayaka Murata

Buchcover „Zeremonie des Lebens“ von Sayaka Murata

Sayaka Muarata erschafft mit „Zeremonie des Lebens“ zwölf Parallelwelten, um unsere Sexualität und das soziale Miteinander zu durchleuchten.

Unsere Buchempfehlung „Zeremonie des Lebens“ von Sayaka Murata wirft Fragen auf: Was wäre, wenn wir in einer Welt leben würden, in der wir Menschen als Haustiere halten, unsere verstorbenen Freunde und Verwandten essen und Sex bloß als ein technisches Mittel zum Erhalt unserer Spezies verstehen? Wahrscheinlich würde es uns gar nicht so groß anders vorkommen – so zumindest Sayaka Muratas These. Die japanische Schriftstellerin entlarvt mit der Textsammlung „Zeremonie des Lebens“ die Kontingenzen dessen, was wir Realität nennen.

Ihre zwölf skurrilen Kurzgeschichten rangieren zwischen makaber und märchenhaft, und sie versetzen unseren moralischen Kompass in schwindelerregende Dauerrotation. Wie ein etwas zu ehrliches Kind im Bus deutet Murata immer wieder unverblümt auf die Abgründe des menschlichen Daseins, wobei sich die Leser:innen ruhig peinlich ertappt fühlen sollen.

In „Zeremonie des Lebens“ von Sayaka Murata gibt es viele Geschichten, die sich explizit um Sexualität drehen und danach fragen, wie diese von repressiven gesellschaftlichen Strukturen geformt wird

Die zwölf allegorischen Erzählungen sind inhaltlich komplett voneinander getrennt, jede Geschichte öffnet die Tür zu einer völlig neuen Welt. Doch einige grundlegende Themen wiederholen sich: Fünf der zwölf Geschichten drehen sich explizit um Sexualität und wie diese von repressiven gesellschaftlichen Strukturen geformt wird.

Die strukturelle Macht der Zwänge und Traditionen ist Muratas zentrales Thema. Doch weder lehnt Murata alle gesellschaftlichen Strukturen kategorisch ab, noch negiert sie die Kraft des Individuums. Vielmehr zeigt sie, dass nichts so sein muss, wie es ist. Nicht ohne Grund schließt das Buch mit einer emanzipatorischen Geschichte fluider und hybrider Identitäten – und versöhnlich gesteht Murata ein: „Normalität ist ja auch eine Art von Wahnsinn.“

„Zeremonie des Lebens“ von Sayaka Murata ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle auf „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon hingewiesen.

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