Schüchterne Schwärmerein: „Songs für dich“ von Schorl3
Mit „Songs für dich“ beweist das deutsche Poptrio Schorl3, dass ihr Sound nicht nur in WG-Küchen funktioniert.
Dass im Presstext zum zweiten Album des Elektropoptrios Schorl3 von Musik für ambitionierte Alibi-Student:innen und ihre WG-Partys gesprochen wird, ist eigentlich ein Grund, das Weite zu suchen. Dabei stimmt das nur bedingt. Klar, Songs wie „Wasser fahren“ oder „Netflix“ erinnern beim ersten Hören an den seichten deutschen Indiepop von Provinz, Jeremias und Co., doch die Produktion weiß um ihre eigene Cheesiness und biegt immer wieder abrupt ab.
So kippt etwa auf „Mir geht’s gut und soo“ oder „Zu verschieden“ der zunächst zurückhaltenden Sound in Breakbeats und übersteuertes Synthiegedonner, zumal das Produzentenduo Hannes und Anton über das gesamte Album ein knisterndes Netz aus Voicesamples spannt, das buchstäblich den Takt angibt, was in den besten Momenten („Hank“) an Produktionen von The Blaze, KitschKrieg oder Tua erinnert. Dazwischen kuschelt sich Sänger LMO in Benny-Sings-Manier mit schüchternen Schwärmereien und Sehnsüchten durchs Album und schnalzt mit der Zunge. Bevor die männerige Wehleidigkeit dann unangenehm zu werden droht, reißt das Trio mit „Leicht“, einem düsteren Altpop-Duett mit der wunderbaren Serpentin, das Steuer aber wieder herum.