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„Sexuell verfügbar“: Laura Tonke als Strapon-Heldin

Sexuell verfügbar ARD Das Erste ARD-Mediathek
Hat Miki (Laura Tonke, Foto) August von Modersohn vergewaltigt? Mikis Leben läuft völlig aus dem Ruder, da sind Geistererscheinungen wie die von Lady Bitch Ray noch die harmlosen Details. Die Serie „Sexuell verfügbar“ ist ab 8. März in der ARD-Mediathek verfügbar und wird in der Nacht vom 16. auf den 17. 3. im Ersten ausgestrahlt. (Foto: © ARD Degeto/Majestic Film/Dor Film/Viafilm)

In der ARD-Mediathek und in der ARD startet die komisch-bitterernste Serie „Sexuell verfügbar“ mit Laura Tonke in der Hauptrolle. Regie führte Ulrike Kofler, Idee und Drehbuch stammen von Caroline Rosales.

Die Serie „Sexuell verfügbar“ zeigt mit ihre Heldin Miki Walter (Laura Tonke) eine starke Frau mit Schwächen und zwei Kindern, die plötzlich wegen Vergewaltigung vor Gericht landet. Die Serie über eine Frau, die ihr komplettes altes Frauenbild über Bord geworfen hat und auch als Mutter ein ungewöhnliches, neues Leben lebt, kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden und läuft bald in der ARD.

„Frau Walter hatte nicht mein Einverständnis, mich zu penetrieren.“

Gleich zu Beginn von „Sexuell verfügbar“ sitzt Miki mitten in der Nacht in Untersuchtungshaft. Miki wird Vergewaltigung des Investors August von Modersohn (Hanno Koffler, „Das Geheimnis des Todenwaldes“, „Babylon Berlin“) mit einem Strapon vorgeworfen, sie selbst spricht von einvernehmlichem Sex. Nachdem ihr Schulfreund und Rechtsanwalt Benjamin Sellmann (Florian Stetter, „Petting statt Pershing“) 50 000 Euro Kaution hinterlegt hat, kann sie nach Hause, wo ihr übergriffiger Ex gerade den Kühlschrank putzt und ihr mitteilt, dass er demnächst das alleinige Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder beantragen wird. Das ist nur der Auftakt einer Serie, die mit jeder Folge noch viel mehr überraschende Momente freisetzt. Mit von der Partie ist auch Svenja Jung („Der Palast“, „Deutschland 89“) als die Schwester des Jugendfreundes Ben.

„Sexuell verfügbar“: Zuerst in der Mediathek, dann in der ARD

„Nicht übel, die Akte, meine Liebe, nicht übel. Ich hab ja gedacht, ich hab zwischen Beauvoir und „Wahre Liebe“ alles gesehen und gehört, aber … Hochachtung!“ Lilo Wanders ist die erste prominente Figur, die sich in der ersten Folge von „Sexuell verfügbar“ plötzlich ins Leben von Miki schleicht und die Geschehnisse kommentiert. So auch jetzt die Akten der Staatsanwaltschaft: „Frau Walter hatte nicht mein Einverständnis, mich zu penetrieren. Sie hat meine Trunkenheit ausgenutzt, mich mit Drogen gefügig gemacht und mich vergewaltigt.“ Eine Folge später wird Lady Bitch Ray auf Mikis Toilette sitzen und Miki dafür feiern, dass sie eines Verbrechens angeklagt wird, dass bis jetzt nur weiße cis-Männer begangen hätten. Erwischt, hier haben wir ein erstes doofes Klischee, das sogar absolut nicht stimmt – aber geschenkt, die Serie ist trotzdem kurzweilig-genial.

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Laura Tonke spielt in der Serie „Sexuell verfügbar“ großartig auf. Foto: Foto: © ARD Degeto/Majestic Film/Dor Film/Viafilm

„Was ich an Lauras Spiel mag ist, dass sie niemals dieselbe ist“

Dass die Regisseurin Marie Kreutzer viele Jahre für den Schnitt von Filmen verantwortlich war („Wilde Maus“, „Was hat uns bloß so ruiniert“), merkt man der Serie an: Flashbacks kommen punktgenau, Tagträume werden pointiert eingesetzt und alternative Realitäten mal eben so dazwischengeschoben. Dass die Serie trotz vieler surrealer und dabei leicht ins Klischeehafte kippender Momente authentisch bleibt, liege nicht zuletzt an der wunderbar aufspielenden Laura Tonke („Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, „Hedi Schneider steckt fest“). Drehbuchautorin und Serienschöpferin Caroline Rosales hatte das Drehbuch Laura Tonke auf den Leib geschrieben, wie sie bekennt. Ihre Begründung: „Was ich an Lauras Spiel mag ist, dass sie niemals dieselbe ist. Sie ist dein Kumpel, die Frau, mit der du ins Bett gehen willst, deine beste Freundin und manchmal auch (wenn sie Miki ist) die Frau, die sich komplett danebenbenimmt und dich damit zum Lachen bringt. So viele Rollen müssen Frauen jeden Tag sein – Laura kann sie alle sein. Und für alle stehen. Denn es geht um so viel.“ Und Laura Tonke kann das wirklich alles: Überforderte und dennoch arrogant-coole Mutter, eklig-überhebliche und übergriffige Frau gegenüber dem Ex aus der Schule und sexuell aktive Frau, die sich schon mal den Strapon umbindet und es dem Mann anal besorgt. Regisseurin Marie Kreutzer und Autorin Caroline Rosales montieren all das zu einem noch nicht dagewesenen Mix aus den gängigen gesellschaftlichen Normierungen des Frauseins in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter einerseits und dem alles andere als verbiesterten Widerstand der Serienheldin gegen diese Konventionen. Die Serie „Sexuell verfügbar“ ist aufklärend, aber nie belehrend, komisch, aber nie sarkastisch, und ernsthaft, aber nie dröge. Irgendwie ist hier die Quadratur des Kreises gelungen, denn alles dient nur einem: die Handlung kurzweilig voranzubringen.

 

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