„I’m a Fan“ von Sheena Patel
„I’m a Fan“ von Sheena Patel ist ein niederschmetternder Roman über die Alltäglichkeit neokolonialer Machtstrukturen und eine bittere Analyse darüber, wie sehr Race und Klassenzugehörigkeit den Erfolg in unserer spätkapitalistischen Kulturindustrie bestimmen.
Dass Sheena Patel ihre Figuren in „I’m a Fan“ namenlos lässt und deren Profile nie ausdefiniert, macht die Geschichte umso universeller.
„I’m a Fan“ von Sheena Patel ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Im Internet stalkt die Ich-Erzählerin eine Frau, die mit demselben Mann Sex hat wie sie. Die Frau ist eine erfolgreiche Influencerin, die qua Geburt an der Spitze der kulturellen und ökonomischen Nahrungskette steht. Und auch der Mann gehört zur Elite der Gesellschaft, einem weißen, liberalen Establishment, das seine politische Teilhabe als snackable Instagram-Content verkauft und sich bei durchchoreografierten Veranstaltungen mit der kreativen Hautevolee zu Hause fühlt.
Dass die Ich-Erzählerin, die mit dem Mann in einer Nicht-Beziehung zwischen intensivem Kontakt und völliger Missachtung steckt, eine Woman of Colour aus der Arbeiterklasse ist, macht die Dreiecksbeziehung noch toxischer, als sie es ohnehin schon ist: Geht es hier um Liebe oder doch nur um sozialen Status? Ist die Ich-Erzählerin für den Mann bloß ein exotisches Accessoire? „I’m a Fan“ von Sheena Patel ist ein niederschmetternder Roman über die Alltäglichkeit neokolonialer Machtstrukturen und eine bittere Analyse darüber, wie sehr Race und Klassenzugehörigkeit den Erfolg in unserer spätkapitalistischen Kulturindustrie bestimmen. Dass Patel ihre Figuren namenlos lässt und deren Profile nie ausdefiniert, macht die Geschichte umso universeller, und dass die Ich-Erzählerin obsessive Stalkerin und Unterdrückte zugleich ist, bildet eine ungewollt aktuelle Allegorie der Machtgefälle zwischen Fan und Star.
Mit „I’m a Fan“ hat es Sheena Patel auf unsere Liste der besten Bücher im August 2023 geschafft.