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Burnout und Clyde

Buchcover „River Clyde“ von Simone Buchholz

Von St. Pauli nach Glasgow: Mit „River Clyde“ legt Simone Buchholz den letzten Teil ihrer Chastity-Riley-Reihe vor und dreht noch einmal richtig auf.

Auf St. Pauli kann man es sich besorgen lassen: Mit 500 Litern Brandbeschleuniger vom Kiez fackeln Typen einen Altbau-Straßenzug am Hafen ab – Heißsanierung Hamburg-Style. Fast 30 Tote, die Feuerteufel ballern sich gegenseitig die Rübe weg. Da gäbe es für das Personal von Simone Buchholz in ihrem neuen Roman „River Clyde“ ja durchaus was zu ermitteln. Doch seit der Faller tot ist, hat dazu keiner Bock. Schulle, Brückner, Inceman und Anne spielen Selbsthilfegruppe. Kommissar Stepanovic hat nach dem Parkmauer-Fick den Blues. Calabretta spielt Shooter-Games im Dienst; Fanta-Korn erledigt den Rest. Und Frau Staatsanwältin? Chastity Riley fragt sich, was sie beim ewigen Gefühls-Seiltanz überhaupt oben hält. Doch dann gibt es einen Anlass, ins dunkelgraue Glasgow abzuhauen … Simone Buchholz lässt ihre Krimireihe mit dem zehnten Band dort enden. Jeder Fall war Impuls für Seelenwirrwar und Afterwork-Absturz. Chastitys Truppe hat sich immer mehr selbst zerlegt. Da ist es okay, wenn es mystisch wird: Chastity spricht mit Hirsch, geerbtem Haus und toter Tante. Sie sieht sich auf einem alten Foto und erfährt von ihren Vorfahren. Dabei dreht sie sich im Kreis, wie die Subway in Glasgow. Zu viele große Whiskeys? Ein letzter Möwenschiss auf der Jacke, dann wird’s nebulös, als der River Clyde sie ruft. Mit Chastity war ja auch schon in Romanen wie „Hotel Cartagena“ und „Mexikoring“ nie was klar. Doch dafür gab’s jede Menge Gefühlsglitzerkram – und der blitzt zum Abschied nochmal richtig auf.

Mit „River Clyde“ hat es Simone Buchholz auf unsere Liste der besten Krimis im März 2021 geschafft.

Simone Buchholz im Interview zu „River Clyde“

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