„Everything Harmony“ von The Lemon Twigs: Alte Seelen
Die jungen Nostalgiker von The Lemon Twigs schaffen es trotz ihrer Mitgliedschaft in Gen Z, ihre Musik frei von Ironie zu halten.
Schon als sie als Teenager-Wunderkinder wie aus dem Nichts erschienen sind, haben Brian und Michael D’Addario den Fans viele Rätsel aufgegeben: Wie können zwei so junge Künstler derart nostalgische Musik schreiben? Auch das vierte Album „Everything Harmony“ bedient sich bei Mitsingmelodien, Softrock-Gitarren und Gesangsharmonien der Vergangenheit, die beiden erinnern mal an Simon & Garfunkel, mal an Brian Wilson und mal an Todd Rundgren. Statt eines Konzepts regiert die Eingängigkeit der Songs, auch wenn einige private Tragödien gleich mehreren Songs eine melancholische Richtung geben.
Doch genau hier offenbart sich das eigentliche Geheimnis der Brüder: ihre Fähigkeit, Zeilen wie „Every day is the worst day of my life“ im gleichnamigen Song zwar mit sonnigen Akkorden unterlegt, zugleich aber komplett frei von Ironie zu präsentieren – eigentlich unmöglich für Leute, die sich nicht an 9/11 erinnern können. Und das löst damit auch die Eingangsfrage: The Lemon Twigs waren nie Teenager, denn ihre Seelen sind in den 70ern geboren.