Hole Erth von Toro Y Moi: Plötzlich so jugendlich
Der einstige Chillwave-Pionier erfindet sich als Emorapper neu. Das ist erstmal ungewohnt – funktioniert dann aber ganz gut.
Der Chillwave-Pionier hat ausgechillt: Schon lange ist klar, dass Chaz Bear alias Toro Y Moi sich mit jedem Album gern ausprobiert, Synthpop, Funk oder zuletzt nostalgischen Psych-Rock in sein Repertoire aufnimmt. Doch „Hole Erth“ ist seine bisher drastischste Kehrtwende, inspiriert vom Emo seiner Jugend und der weit jüngeren Kombination mit Trap und Cloudrap. Musikalisch, aber vor allem inhaltlich unerwartet – auch, weil sich hier ein 37-Jähriger auf dieses jugendlichste aller Genres einlässt.
Für Toro Y Moi ist das Album auch eine Gelegenheit, den in seiner Musik oft unterrepräsentierten Emotionen Raum zu geben: Melancholie, Angst, Liebeskummer. Dazu holt er sich Künstler wie Benjamin Gibbard oder Don Toliver ins Boot. Allzu leicht hätte dieses Projekt scheitern können, doch Bear klingt tatsächlich überzeugend in seiner neuen Rolle, samt Rappen und Adlibs. Fans, für die dieses Genre inhärent cringe ist, wird zwar auch „Hole Erth“ nicht bekehren. Doch wer sich darauf einlässt und genauer hinhört, entdeckt unter den elektronischen Beats und übersteuerten Gitarren die klassische Toro-Y-Moi-Gelassenheit.