„Memoria“ von Trentemøller: Einzig und allein
Es hat schon seine Gründe, dass Trentemøller auf seinem neuen Album „Memoria“ die ganz großen Fragen stellt.
Anders, derzeit mehren sich die Hinweise, dass es nun doch bald das seit 15 Jahren ausstehende Album von The Cure geben könnte. Wenn ich mir deine neue Platte mit Songs wie „Veil of White“ und „Darklands“ anhöre, möchte ich Robert Smith empfehlen, bei dir anzurufen und um Beistand zu bitten.
Anders Trentemøller: Als großer Cure-Fan wäre das natürlich eine Ehre. (lacht) Aber ich bin mir sicher, dass die das schon hinbekommen werden. Gerüchten zufolge soll es ja wieder in Richtung „Disintegration“ gehen, was meiner Meinung nach eine der besten Platten aller Zeiten ist: Einerseits ist sie sehr düster und bedrückend, andererseits hat sie diese großen Popmelodien und einen zeitlosen Sound.
Diese Beschreibung trifft auch exakt auf dein neues Album „Memoria“ zu, auf dem du auch die ganz großen, existenziellen Fragen verhandelst.
Trentemøller: So richtig ist mir das erst im Nachhinein bewusst geworden. Aber klar, vor zwei Jahren bin ich Vater eines Sohnes geworden, und in diesem Jahr werde ich 50: Da blickt man natürlich zurück und schaut gleichzeitig nach vorne. Insofern kann ich mir schon erklären, dass es sehr viel um Verantwortung geht, und das Nachdenken über die eigene Vergänglichkeit zieht natürlich die Frage nach sich, was wirklich wichtig ist und Bestand hat. Wie immer bei mir war aber die Musik der Ausgangspunkt. Erstmals habe ich diesmal auch die Texte und die Gesangsmelodien selbst geschrieben. Dass es so existenziell wird, war aber kein bewusstes Vorhaben, sondern ich habe mich von den Kompositionen leiten lassen.
Anders als zuletzt gibt es auf „Memoria“ auch keine Gäste, denn den Gesang übernimmt ausschließlich deine Freundin und langjährige Mitstreiterin Lisbet Fritze.
Trentemøller: Wenn ich in der Vergangenheit mit Gastsänger:innen gearbeitet habe, dann haben sie auch die Melodien und einen eigenen Text eingebracht. Da ich diesmal aber alles in den eigenen Händen belassen wollte, lag es auf der Hand, mit Lisbet zu arbeiten. (lacht) Für sie war das wohl auch weniger spannend als bei den vorherigen Alben, wo es keine Vorgaben gegeben hatte, aber natürlich waren wir in einem sehr engen Austausch.