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„Vatersland“ auf Arte

Vatersland Arte
Mit dem Tod der Mutter hat vor allem die kleine Marie (Felizia Trube, Mi.) zu kämpfen. Beim Vater (Bernhard Schütz, li.) und Bruder Wolfgang (Matti Schmidt-Schaller, 3.v.r.) kann sie jedoch keinen Halt finden. (Foto: WDR/© Coin Film/Heike Fischer)

In ihrem ersten Spielfilm erinnert sich Doku-Regisseurin Petra Seeger an ihr Aufwachsen in einer Männerwelt: der Bundesrepublik Deutschland.

Als Marie eines Tages eine große Holzkiste voller Fotos und Filmmaterial ihres Vaters erbt und sie eine erste Sichtung des Materials vornimmt, kommen viele verdrängte Erinnerungen wieder hoch: Ihr Vater war Betriebsfotograf einer Kölner Firma und hat auch privat fotografiert und gefilmt, was die Geräte hergaben, die Familie musste immer präsentabel sein. Marie tun sich beim Anblick der vielen Erinnerungsstücke Momente der Vergangenheit auf, die sie längst verdrängt und vergessen hatte: Der Krebstod ihrer Mutter nach langem Leiden in den 1950ern, die reaktionären Erziehungsmethoden des völlig überforderten Vaters, immerhin ihre Gymnasialausbildung, wenn auch in einem strengen katholischen Mädchenpensionat. Dann die Jahre der Befreiung in den 1960ern und frühen 70ern sowie die Bildung eines linken politischen Bewusstseins. Das alles erzählt der Film „Vatersland“, der heute zum ersten Mal im Free-TV läuft.

Marie – das Alter Ego der Filmemacherin Petra Seeger, es ist ihre Kindheits- und Jugendgeschichte – wird von insgesamt vier Personen gespielt: Margarita Broich ist die 48-jährige Marie, die sich ihrer Vergangenheit stellt und als Filmemacherin wie Seeger selbst aus dem Material den Film „Vatersland“ formt; Felizia Trube als 8- bis 10-jährige Marie, Momo Beier als Marie in den frühen Teenagerjahren und Stella Holzapfel als 14- bis 18-Jährige.

Petra Seeger aber – von ihr ist auch der mit vielen Preisen ausgezeichnete Dokumentarfilm „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ über den berühmten Hirnforscher Eric Kandel – hat mit „Vatersland“ einen intensiven Film über das Erinnern gedreht. Der Schnitt von Archivmaterial und Spielfilmsequenzen, der Sprung durch die Zeiten aufgrund einer plötzlich forcierten Erinnerung, die Überschneidung von unterschiedlichen Zeiten am gleichen Ort: All das ist absolut gelungen und der Film im Ergebnis ein wichtiger Beitrag über die Emanzipation einer Frau in den frühen Jahren der Bundesrepublik. Als der Vater auf dem Sterbebett liegt, fotografieren sie sich ein letztes Mal gegenseitig.

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