„Unsichtbares Meer“ von Julian Knoth: Kraft des Klarnamens

Nerven-Bassist Julian Knoth wird auf seinem Soloalbum „Unsichtbares Meer“ so selbstzerfleischend, dass es fast reinigend wird. Auch für die Hörer:innen.
Die gute Nachricht gibt es ganz zum Schluss: „Wir werden nie mehr einsam sein und nie, nie wieder allein“, singt Nerven-Bassist Julian Knoth, und da hat er dann auch Freund:innen an seiner Seite, die ihn unterstützen. Vorausgegangen ist ein einsamer Spaziergang durch Wind und Sommerregen, bei dem sich Knoth mit düsteren Gedanken konfrontiert. Anfangs sind nur die Akustikgitarre und seine zerbrechliche Stimme zu hören, später kommen vor allem Streicher und auch mal Schlagzeug, Saxofon, Bass dazu.
Nun hat Knoth abseits von Die Nerven schon so viele Nebenspielplätze, doch für diese schmutzig-nackten Folkentwürfe wollte keines so richtig passen. Klar, das Projekt Peter Muffin hat er ursprünglich mal als Alleingang begonnen, doch diese persönlichen und selbstzerfleischenden Texte mussten wohl unter Klarnamen raus. So ist es kein leichter Gang, wenn es etwa um Fluchtfantasien („Ohne Namen“) oder das falsche Abbiegen im Leben („Gestern hatte ich noch einen Traum“) geht. Doch dieses Album hat reinigende Kräfte, und das nicht nur für Knoth selbst.