„Schwerkraft der Tränen“ von Yara Nakahanda Monteiro: Spurensuche in Zeit und Raum
In „Schwerkraft der Tränen“ von Yara Nakahanda Monteiro flieht die Protagonistin aus ihrem Alltag in Lissabon, um im Kongo nach ihrer Mutter und der eigenen Identität zu suchen.
Yara Nakahanda Monteiro erzählt in „Schwerkraft der Tränen“ von einer Spurensuchen in Zeit und Raum. Vitória hat fast ihr ganzes Leben in Lissabon verbracht, doch ihre Wurzeln liegen in Angola, dem Land, das ihre Großeltern aufgrund des Krieges gegen die Kolonialmacht Portugal verlassen haben. Ihre Mutter, die Freiheitskämpferin Rosa, hat Vitória bei ihren Eltern zurückgelassen und ist verschwunden. Viele Jahre später wirft Vitória alles hin, um nach der Mutter zu suchen, fliegt nach Luanda und beginnt eine nervenaufreibende Recherche.
Yara Nakahanda Monteiro entwirft in kräftigen Bildern eine Stadt und ein Lebensgefühl, die uns zunächst einiges an Anpassung abverlangen – auch, weil die Autorin großzügig angolanische Ausdrücke einstreut. Doch gerade, wenn wir meinen, uns an ihren Rhythmus gewöhnt zu haben, zieht sie uns erneut den Boden unter den Füßen weg: Das letzte Drittel des Romans unterscheidet sich stark von den beiden vorherigen, die Handlung wird abstrakter, Vitória von einer „Ich“ zu einer „Sie“. Ein mutiger Kunstgriff, der jedoch zugleich die Kohärenz opfert und uns am Ende leicht unbefriedigt zurücklässt. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was Monteiro sagen will: Eine traumatische Geschichte wie die Angolas ist schlicht zu komplex, um sie je vollends lösen zu können.