„Zero Day“: Thrillerserie mit brillantem Robert De Niro

Schauspieler Robert De Niro in seiner ersten Serie, und dann gleich in der Hauptrolle des Ex-Präsidenten George Mullen: Die Thrlllerserie „Zero Day“ von Eric Newman und Noah Oppenheim startet jetzt auf Netflix.
Als alle digitalen Systeme der USA für eine Minute ausfallen, sterben über 4000 Menschen durch Flugzeugabstürze, Zugunglücke, Verkehrsunfälle und vieles mehr. Die Täter schicken nur einen Satz auf die mobilen Endgeräte: Es wird wieder geschehen. Die Reaktion der USA ist schwerwiegender als nach 9/11, denn Präsidentin Evelyn Mitchell ernennt ihren Vorgänger George Mullen zum Vorsitzenden der Zero-Day-Kommission, die den Vorfall so schnell wie möglich aufklären soll. Der aber setzt alles aufs Spiel, um die Wahrheit herauszukriegen: Er wendet sich gegen den Kongress, gegen das Weiße Haus, und wendet sich auch noch die Straße, die er zu Beginn noch auf seiner Seite hatte, gegen ihn. Die spannende Thrillerserie „Zero Day“ läuft ab sofort auf Netflix.
Serien, die Verschwörungsthriller sind, gibt es viele aus den USA, erst jüngst startete ebenfalls auf Netflix die zweite Staffel von „The Night Agent“, in der allerdings ein Agent auf ziemlich niedriger Gehaltsstufe fast allein auf breiter Front gegen eine Verschwörung ankämpft, in die viele US-Bürger verwickelt sind. In „Zero Day“ geht es hoch auf die oberste Führungsebene: US-Präsidentin Evelyn Mitchell (Angela Bassett, „Black Panther: Wakanda Forever“) setzt nach dem verheerenden Anschlag ihren Vorgänger George Mullen (ein hervorragend aufspielender Robert De Niro, „Killers of the Flower Moon“, „Amsterdam“) als Vorsitzenden der Zero-Day-Kommission und gibt ihm dafür Rechte, die die Verfassung außer Kraft setzen: Verhaftungen ohne Haftbefehl sind jetzt möglich, den Verhafteten kann der Anwalt verweigert werden, die Freiheitsrechte werden auf allen Ebenen außer Kraft gesetzt, sobald Mullen dies für nötig hält.
Idee und Drehbuch zur Serie stammen von Eric Newman („Griselda“, „Narcos“) und Noah Oppenheim („The Thing about Pam“, „Jackie“). Sie besetzten die Rolle von Mullens Assistenten Roger Carlson mit Jesse Plemons („Kinds of Kindness“, „Civil War“), Mullens Tochter wird von Lizzy Caplan („Das Boot“, „Eine verhängnisvolle Affäre“) gespielt, Joan Allen („Das Bourne Ultimatum“, „Lisey’s Story“) ist Sheila Mullen, ehemalige First Lady und Kandidatin für das Bundesgericht, während Mullers langjährige Stabschefin Valerie Whitesell von Connie Britton („The White Lotus“) gespielt wird. Mit dieser hochkarätigen Besetzung deklinieren sie gemeinsam mit der Regisseurin Lesli Linka Glatter („Homeland“, „Love & Death“) einen Plot durch, in dem weder die geistige Gesundheit des Exprsidenten klar ist, der seine Machtfülle immer mehr in Anspruch nimmt, noch auch nur im Ansatz geklärt ist, aus welcher Richtung der Anschlag wirklich kam.
Zwar elminieren Killer aus der russischen Botschaft sofort Hacker in einer Serverfarm mitten in New York, aber auch die Chefin eines mächtigen IT-Unternehmens gerät bald in Verdacht, mit dem Cyberangriff zu tun zu haben. Mullen, der für seine oft diplomatiefreie Offenheit nicht nur von der Bevölkerung geliebt, sondern auch von der Politelite gehasst wird, wird derweil immer wieder von Gedächtnislücken sowie Wahnvorstellungen heimgesucht. Wieder und wieder spielt der Song „Who killed Bambi?“ der Sex Pistols in seinem Kopf, auch findet „der letzte analoge Präsident“ diesen Songtitel plötzlich auf vielen Seiten seiner über Jahrzehnte vollgeschriebenen Notizbücher, die eine ganze Schrankwand füllen. Wem kann er noch trauen, wenn er sich selbst nicht mehr trauen kann? Und wenn man von Muller absieht: Wo findet sich noch die Wahrheit in einer Gesellschaft, in der jeder gegen jeden opponiert, intriegiert und agitiert? Im Cyberraum bahnt sich die nächste Katastrophe an, währen die Straßen immer mehr von gewaltbereiten Demonstranten geflutet werden und in den Social Media vom Deep State und seinen Lügen schwadroniert wird. Dann greift Mullen immer mehr durch und macht von allen seinen Sonderrechten Gebrauch – inklusive Folterverhöre. Spätestens jetzt geht ein kaum heilbarer Riss durch Mullens eigene Familie, denn seine liberale Tochter Sheilla geht auch öffentlich auf Distanz zu ihrem Vater. „Zero Day“ ist ein extrem kurzweiliger Sechsteiler mit einem Plot, der klar an unsere weltweite gesellschaftspolitische Situation des Misstrauens und der Verschwörungserzählungen andockt und es dabei schafft, intelligent zu bleiben und nur selten ins Plakative abzugleiten.