„A la Sala“ von Khruangbin: Rückbesinnung auf Rock-Klischees
Hatten sich Khruangbin zuletzt in Vibe-Playlist-Beliebigkeit verloren, findet das Rocktrio mit „A la Sala“ zurück zu atemberaubender Schönheit.
Ein bisschen Rock-Klischee muss sein. Gerade, wenn man sich so gut in der Geschichte des Genres auskennt wie Khruangbin. Das Trio aus Houston hat es mit seiner nahezu perfekten Bricolage aus der globalen Psychedelic-Tradition geschafft, die Party-Playlists von Musiknerds aus aller Welt im Sturm zu erobern. Dass dabei parallel zum kommerziellen Erfolg auch das Budget für Studio-Spielereien gewachsen ist, haben Khruangbin 2020 mit „Mordechai“ bewiesen – und dabei leider ihr Gehör für zwingendes Songwriting aus dem Blick verloren, das ihre Musik vor der Vibe-Playlist-Beliebigkeit gerettet hat.
„A la Sala“ ist jetzt der radikale Gegenentwurf: ein luftiges, ungezwungenes Bandstück, das sich auf den Groove einschießt, den Bassistin Laura Lee, Gitarrist Mark Speer und Schlagzeuger DJ nach wie vor beherrschen wie keine andere Band. So gelingen Khruangbin auf ihrem vierten Album wieder Momente von atemberaubender Schönheit („May Ninth“) und aufmerksamkeitsgebietende Grooves („Juegos y Nubes“). Wer seine Rock-Klischees kennt, freut sich aber beim Hören von „A la Sala“ vor allem auf das, was nach der Rückbesinnung noch kommen mag.