„Come with fierce Grace“ von Alabaster DePlume: Sanftheit als Markenzeichen
Auf seinem neuen Album hat Alabaster DePlume eigene Songs neu überarbeitet – und sie konsequent düsterer gestaltet.
Er wolle der einzige Saxophonist überhaupt sein, den man bitten müsse, lauter zu spielen, sagt Alabaster DePlume. Der sacht schlingernde, fast zittrige Ton, der an den herrlich entrückten äthiopischen Jazz der 70er erinnert, ist sein Markenzeichen. Die Sanftheit, mit der der Londoner sein Instrument spielt, hat sich auch auf sein Wesen übertragen. Im Gespräch ist der freundliche Mann mit den großen Pupillen ernsthaft an der Meinung des Kritikers interessiert. Auch die 20 Musiker:innen, mit denen DePlume sein 2022er Album „Gold“ einspielt hat, waren voll des Lobes über die respektvolle Atmosphäre während der Aufnahmen.
Nun folgt ein eigenständiges Album mit weiteren Songs der Sessions, vom Künstler neu überarbeitet. Der klingt hier deutlich spröderer, von der westafrikanischen Trance des Openers „Sibomandi“ einmal abgesehen. Hat sich die politische Stimmung im kaputten Großbritannien auf den empfindsamen DePlume übertragen? „Come With Fierce Grace“ hat kaum etwas von den Wohlfühl-Vibes des Vorgängers. Und das ist nur konsequent.