„Autoradio“ von Pavelo & Schnell: Von der Clubklokabine in die Krise
Mit „Autoradio“ entfernen sich Pavelo & Schnell vom NNDW-Sound und stürzen sich mit radikalisierter Rotzigkeit in den Abfuck des Nachtlebens.
Angetreten mit der Mission, den Dreck in den Pop zu tragen, denken Pavelo & Schnell gar nicht erst daran, ihn jetzt wieder besenrein zu hinterlassen. Mit ihrem zweiten Album „Autoradio“ heizen sie ohne Gurt auf den Abgrund zu. Bleifuß Richtung Abfuck. Nur konsequent, dass sich Pavelo Promillos Powerproduktionen zunehmend vom NNDW-Sound des Debüts entfernen und zwischen Breakbeats, G-Tech und House radikalisieren.
„Freien Lauf dem Unmut!“, skandiert Boris Schnell auf dem Ravepunk-Brecher „Unmut“, der sinnbildlich für die neugewonnene Rotzigkeit des Duos steht. So selbstbewusst atzig Songs wie dieser oder der in Frauenarzt-Manier vorgetragene „Straßenapotheker“ mit der Sonos Cliq klingen, so wenig täuschen sie über die tiefe Traurigkeit des Albums hinweg. Zur Chronik des Berliner Nachtlebens gehört eben auch die Schattenseite: von der Clubklokabine direkt in die Krise. Wie das Duo die von nächtlicher Willenlosigkeit und Selbstzerstörung gegeißelte Liebe einfängt und sich gleichzeitig Gabba-Spielereien, englische Parts und Das-Bo-meets-Sido-Referenzen gönnt, ist so eigen wie brillant.