Toxische Männlichkeit
Der autofiktionale Roman „Die Topeka Schule“ von Ben Lerner ist das wohl wichtigste Buch im US-Wahljahr.
Wie sein Protagonist Adam Gordon war auch der 41-jährige Ben Lerner als Schüler ein US-Meister im Debattieren: Er lässt Adam von der Redestrategie des „Schnellsen“ berichten, die das Publikum in Höchstgeschwindigkeit mit einem Überschuss an Informationen plättet. Nicht nur dieses Nachspüren, wie der politische Diskurs durch Gefasel zersetzt wurde, macht Lerners autofiktionalen Roman zum vielleicht wichtigsten Buch im US-Wahljahr. Aus Adam Gordon wird ein gefeierter, in Brooklyn lebender Autor, doch als er nach 20 Jahren für eine Lesung in seine Heimatstadt im Mittleren Westen zurückkehrt und sich sein alter Schulfreund Darren Eberheart als Trump-Anhänger entpuppt, blickt er zurück in die 90er und erzählt von der Verunsicherung weißer privilegierter Jungs. Da ist die dem konservativen Männlichkeitsbild verpflichtete Highschoolwelt, die nur schwer mit dem Elternhaus in Einklang zu bringen ist: Als Psychotherapeut behandelt Adams Vater verhaltensauffällige Schüler aus bürgerlichen Verhältnissen, während seine Mutter zur feministischen Bestsellerautorin avanciert. So baut Ben Lerner mit „Die Topeka Schule“ ein vielstimmiges, hochkomplexes Erzählungsgeflecht, dessen Erkenntnisse dem Überschuss an Informationen trotzen.
Jeden Monat erstellen wir eine Liste mit den wichtigsten Romanen. Hier unsere Liste der besten Bücher im Oktober. Wird es „Die Topeka Schule“ von Ben Lerner erwartungsgemäß auf die Novemberliste schaffen?