Theater statt Frontalunterricht: „Die Anstalt“ feiert Jubiläum
Zehn Jahre, 80 Shows: Die Satireshow „Die Anstalt“ feiert ihr rundes Jubiläum, indem die Gastgeber Claus von Wagner und Max Uthoff eine satirische Rückschau halten. Klar ist: Sie umgehen mit theatralen Elementen den kabarettistischen Frontalunterricht.
Vor ziemlich genau zehn Jahren ging sie zum ersten Mal an den Start: Heute feiert die ZDF-Satireshow „Die Anstalt“ nicht nur ihr Zehnjähriges, sondern mit dieser runden Zahl auch ihre 80. Sendung. Zeit für die Kabarettisten und Gastgeber der Show, Claus von Wagner und Max Uthoff, im ZDF und in der ZDF-Mediathek Bilanz zu ziehen. Satirisch im Ton natürlich. Mit dabei: Sarah Bosetti, Matthias Renger und ein Überraschungsgast.
Ob mit Enissa Amani und Negah Amiri über den Iran oder mit Lisa Politt, Idil Baydar, Sarah Bosetti und Christine Prayon über die US-Wahl, die Satireshow „Die Anstalt“ hatte in den vergangenen zehn Jahren immer Themen am Start, die auf der Agenda standen. Ob das heute auch so sein wird, bleibt abzuwarten, denn Claus von Wagner und Max Uthoff wollen diesmal vor allem zurückblicken. Sie versprechen „eine satirische Bilanz ihres bisherigen Schaffens“. Und dieses Schaffen kann sich sehen lassen. Schon im Vorgänger der Sendung – der Show „Neues aus der Anstalt“ – deutete sich an, wohin die Reise gehen würde unter der Leitung von Erwin Pelzig, Georg Schramm und Urban Priol. Vor allem der Kabarettist Pelzig brachte bestens recherchierte Themen nicht nur auf die Bühne, sondern lieferte sie didaktisch bestens aufbereitet – vor allem mit Schautafeln! – im Frontalunterricht an die Menschen vor dem Fernseher. Hier ein Beispiel:
Formal ganz anders, aber inhaltlich ähnlich gehen von Wagner und Uthoff in „Die Anstalt“ vor, ohne Pelzigs Frontalunterricht zu kopieren. Vielmehr inszenieren sie ihre Programmpunkte durchgehend theatralisch, wie zum Beispiel Ende 2023 in der Sendung mit dem Schwerpunkt auf den Folgen des Angriffs der Hamas auf Israel. In einem fiktiven Zitatenschlagabtausch erzählen sie den Nahostkonkflikt von der Bibel bis in die Jetztzeit, indem sie einander die Vorwürfe beider Seiten im zivilisierten Streitgespräch vortragen und so das grundsätzliche Dilemma benennen, das jeglichen Versuch, Frieden zu schaffen, nahezu unmöglich macht. Hinter all dem steckt eine hart arbeitende politische Redaktion, die den Satirikern und Kabarettistinnen zuarbeitet und so fundiertes Material liefert. Dann probt man die Sendung mehrmals in München, ehe sie für die Ausstrahlung aufgezeichnet wird. Das Ergebnis ist Infotainment, das in der Regel nicht moralisch daherkommt, sondern allenfalls am Ende einer Show emotional wird – dann aber manchmal so richtig emotional. Da es Uthoff und von Wagner auf der anderen Seite ebenso wichtig ist, in der Show immer die richtigen Fakten zu bringen, gibt es in der Mediathek regelmäßig den Faktencheck, außerdem kann man alle ausgestrahlten Sendungen hier noch einmal anschauen.
Claus von Wagner und Max Uthoff blicken anlässlich des Jubiläums nicht nur zurück, sie sprechen ein bisschen auch über ihre Pläne für die nächsten Shows: „Wir werden 2024 bestimmt nochmal der Frage nachgehen“, sagen sie, „ob es sich für eine wehrhafte Demokratie nicht doch lohnt, jene auszuschließen, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, die Demokratie nur dafür zu benutzen, um sie zu beseitigen. Und ja, wir werden dabei wahrscheinlich Perücken tragen.“