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Die besten Bücher 2022: Empfehlungen für den Februar

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Das hilft durch nasses Winterwetter: Die besten Bücher im Februar mit Hanya Yanagihara, Michel Houellebecq und Joshua Cohen.

Nach einem starken Januar bleibt das Buchjahr 2022 auch im Februar exzellent. Und das auch, weil gleich mehrere Autor:innen sich von einer ganz neuen Seite zeigen. Ronja von Rönne lässt die Lust auf Kontroverse außen vor und gibt sich mit „Ende in Sicht“, einem Roman über zwei gescheiterte Selbstmörderinnen, überraschend feinfühlig. Auch Michel Houellebecq entfernt sich von den eigenen Klischees und lässt zartere Gefühle zu als gewohnt. Reicht das schon für Platz 1 unserer Liste? Oder kommt ihm doch noch eine Frau in die Quere?

Sofi Oksanen nimmt mit „Hundepark“ zumindest die Kinderwunsch-Industrie ähnlich erbarmungslos auseinander wie Phil Klay in „Den Sturm ernten“ das US-Militär. Als einzige keinen Roman beigesteuert hat Sarah Pines mit ihrem Debüt „Damenbart“, während Hanya Yanagihara in „Zum Paradies“ auf Opulenz und epochenspannende Spannungsbögen setzt. Das schwierigste Thema aber nimmt sich Joshua Cohen mit seinem Holocaust-Roman „Witz“ vor, der voller surrealer Bilder und exzentrischer Sprachspiele steckt. Hat sich das Risiko ausgezahlt?

Die besten Bücher im Februar 2022

7. Ronja von Rönne: Ende in Sicht

In ihrem zweiten Roman gibt sich die für ihr Pointengeballere bekannte Autorin überraschend feinfühlig und uncool. Darin geht es um zwei gescheiterte Selbstmörderinnen, die einen gemeinsamen Roadtrip antreten. Von Rönne verarbeitet damit auch die eigenen Erfahrungen mit Depression und Panikattacken. Zur ausführlichen Rezension geht es hier.

dtv, 2022, 256 S., 22 Euro

6. Phil Klay: Den Sturm ernten

Als ehemaliger US-Marine hat Phil Klay intime Einblicke in die amerikanische Militärmaschinerie – und sein Urteil ist vernichtend. In „Den Sturm ernten“ lässt er vier Protagonist:innen in Kolumbien aufeinandertreffen, wo sie zwischen Idealismus, Bandenkriminalität und Imperialismus gefangen sind. Nicht umsonst war der Roman eines der Bücher des Jahres für Barack Obama. Hier gibt es mehr dazu zu lesen.

Suhrkamp, 2021, 495 S., 25 Euro

Aus d. Engl. v. Hannes Meyer

5. Sarah Pines: Damenbart

Als erstes Buch gleich einen Band mit Kurzgeschichten zu veröffentlichen, ist gewagt. Aber für Sarah Pines hat sich das Risiko ausgezahlt: In ihren Erzählungen präsentiert sie glatte Oberflächen, unter denen enttäuschte Hoffnungen und zerschmetterte Träume lauern. Lest hier die ganze Rezension.

Schönling, 2022, 200 S., 20 Euro

4. Sofi Oksanen: Hundepark

In Helsinki sitzt eine Frau aus Ukraine auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie. Da setzt sich eine alte Bekannte neben sie: Daria, die die Protagonistin einst angeworben hat, um ihre Eizellen an wohlhabende Paare aus dem Westen zu verkaufen. Doch nach einem Mord musste sie dieses Leben hinter sich lassen. Nun will Daria Rache … „Hundepark“ ist zugleich ein packender Thriller und eine hochbrisante Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Ausbeutung und westlicher Hegemonie. Hier geht es zum Text.

Kiepenheuer & Witsch, 2022, 480 S., 23 Euro

Aus d. Finn. v. Angela Plöger

– Top 3 –

3. Michel Houellebecq: Vernichten

Der französische Autor nimmt sich Deepfake-Videos vor – und modernisiert dabei unmerklich auch den eigenen Stil. Denn obwohl der Roman zu Anfang wirkt wie ein typischer Houellebecq-Stoff, überrascht der 60-jährige hier mit einem feinfühligen Psychogramm, das nicht nur das Sterben der Eltern und spirituelle Fragen, sondern auch eine langjährige Paarbeziehung zynismusfrei in den Blick nimmt. Hier gibt es mehr zum Lesen.

Dumont, 2022, 624 S., 28 Euro

Aus d. Franz. v. Stephan Kleiner u. Bernd Wilczek

2. Hanya Yanagihara: Zum Paradies

„Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara hat all das, was die 47-jährige US-Amerikanerin bisher ausgezeichnet hat: die geschickt gesetzten Cliffhanger, das bis kurz vor die Grenze zum Kitsch übersteigerte Drama, die opulenten Beschreibungen. Doch die komplexe chronologische Struktur, die bis ins Jahr 2093 reicht, lässt die Lektüre lange nachklingen. Die ganze Rezension ist hier zu finden.

Claassen, 2022, 896 S., 30 Euro

Aus d. Engl. v. Stephan Kleiner

1. Joshua Cohen: Witz

Joshua Cohens Mammutroman steckt voller extremer und absurder Einfälle: An Weihnachten 1999 stirbt die jüdische Weltbevölkerung über Nacht aus – bis auf Benjamin Israelien aus New Jersey, eine Woche vor dem großen Sterben zur Welt gekommen, voll ausgewachsen, mit Bart und Brille und ständig abfallender und wieder nachwachsender Vorhaut. Das Buch zeichnet seine Reise nach, auf der ihn die Regierung erst zur Kultfigur macht, bevor er in Ungnade fällt und um sein Leben fliehen muss.

Trotz irren Humors und sperriger Sprachwitze geht es Cohen hier um ein denkbar ernstes Thema: den Holocaust, den Cohen auf eigenwillige, aber vielleicht die einzig mögliche Weise verarbeitet. Übersetzt von Ulrich Blumenbach, der schon  „Unendlicher Spaß“ ins Deutsche übertragen hat. Hier geht es zur gesamten Besprechung.

Schönling, 2022, 912 S., 38 Euro

Aus d. Engl. v. Ulrich Blumenbach

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