„Ursprung“ von Eva Tind: Schöne bunte Welt
Mit „Ursprung“ schreibt auch Eva Tind über die Suche nach Identität und Heimat – doch bricht ihr Roman schon bald in unerwartete Richtungen auf.
Das Suchen nach Identität und Heimat ist aktuell eines der beliebtesten Romanthemen. Mit „Ursprung“ fügt Eva Tind dem Genre ein weiteres Buch hinzu, das jedoch bald in unerwartete Richtungen aufbricht.
Die drei Menschen, die nach sich selbst suchen, sind eine Familie – zumindest nominell: Kai, der als Kind aus Korea nach Dänemark adoptiert wurde, die deutlich ältere Künstlerin Miriam sowie die gemeinsame Tochter Sui, die Kai allein großgezogen hat. Nun ist Sui 18 und zieht aus, was Kai in eine Krise stürzt, die er mit einer Reise zu einem Yoga-Retreat nach Indien kurieren will. Sui besucht erst Miriam, die im Wald an einem Werk arbeitet, das ihr Grab werden soll, und fliegt dann auf den Spuren ihrer Großeltern nach Korea.
Ungewohnt ist die Wärme, mit der Eva Tind die Figuren aus „Ursprung“ zeichnet
Ungewohnt sind die Wärme, mit der Tind alle ihre Figuren zeichnet, sowie die mystischen Untertöne: Kais Gastgeber:innen sind Teil einer Sekte und glauben, in ihm ihren Messias erkannt zu haben. In einem anderen Buch wären sie mindestens fanatisch – hier könnten sie Recht haben, immerhin kann Kai durch Handauflegen heilen. Es ist eine schöne, bunte Welt ohne Antagonisten, die Tind vor uns ausbreitet – in der jede Person die Wirklichkeit finden kann, die zu ihr passt.
Mit „Ursprung“ hat es Eva Tind auf unsere Liste der besten Bücher im März 2022 geschafft.