Baseball, die Beatles – und ein sprechender Affe
|Mit „Erste Person Singular“ legt Haruki Murakami acht fast schon klassische und mit nostalgischen Jugenderinnerungen durchsetzte Erzählungen vor, die lange nachwirken.

„Die Geschichte handelt von einem alten Affen, der sprechen kann. Er lebt in einer Pension in seinem Onsen in der Präfektur Gunma, wo er den Gästen den Rücken wäscht. Er trinkt gern kaltes Bier, kann sich nur in menschliche Frauen verlieben und hat deshalb einige Namen gestohlen.“ Der Ich-Erzähler in dieser Geschichte von Haruki Murakami erinnert sich an eine fünf Jahre zurückliegende Begegnung – ist sich aber nicht sicher, ob er den sprechenden Affen und dessen Lebensgeschichte nur geträumt hat oder in dem heißen Thermalbad einer Wahnvorstellung erlegen ist. Doch dann trifft er sich in Tokio mit einer jungen Redakteurin, die sich plötzlich nicht mehr an ihren eigenen Namen erinnern kann …
Die Erzählung „Bekenntnis des Affen von Shinagawa“ ist nicht unbedingt repräsentativ für die insgesamt acht Geschichten von „Erste Person Singular“. Meist offenbart sich das Irreale in den fast schon klassischen und mit nostalgischen Jugenderinnerungen durchsetzten Erzählungen zaghafter. Doch ob es um die Beatles, ein fiktives Album von Charlie Parker oder Baseball geht, bei Haruki Murakami wirken all seine Texte lange nach, auch jener mit dem Affen: Was der Primat über die untrennbare Verschmelzung von vollkommener Liebe und vollkommener Einsamkeit berichtet, können wohl die meisten Leser*innen mit Blick auf die eigene Biografie bestätigen.
„Erste Person Singular“ von Haruki Murakami ist auch in unserer Vorschau auf die besten Bücher im Frühjahr 2021 dabei.
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