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„Macht“ von Heidi Furre

Buchcover „Macht“ von Heidi Furre

Mit „Macht“ dechiffriert Heidi Furre die Strukturen hinter sexualisiertem Machtmissbrauch und fordert einen Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit Sex.

Im Sinne der „MeToo“-Bewegung spart Heidi Furre in ihrem Roman „Macht“ Tat und Täter aus und nimt sich einzig der Welt des Opfers an.

„Macht“ von Heidi Furre ist unsere Buchempfehlung der Woche.

„Niemand bleibt nach einer Vergewaltigung liegen. Niemand. Alle stehen auf. Niemand hört danach auf, Mensch zu sein“: Liv ist während des Studiums vergewaltigt worden, kaum jemand weiß von der Tat. Inzwischen scheint die junge Pflegerin ein nahezu perfektes Leben zu führen: Ehemann, zwei Kinder, Osloer Einfamilienhaus. Dass hinter ihrem sterilen Designerleben bloß noch die teilnahmslose Hülle ihrer selbst steckt, überrascht kaum, ändert sich allerdings schlagartig, als Liv auf der Arbeit einen berühmten Schauspieler trifft, der vor Jahren wegen Vergewaltigung angeklagt wurde.

Heidi Furre schickt die Ich-Erzählerin in ihrem neuen Roman „Macht“ in die Konfrontation und lässt sie ihre eigene Sprache für das Geschehene finden. So erobert Liv schließlich die Macht über sich und ihren Körper zurück, wobei Scham, Zweifel, Schmerz, Empathie und Rachegefühle mitunter gleichzeitig durch flüchtige Gedanken und beiläufige Kommentare rasen. Im Sinne der „MeToo“-Bewegung ist es nur konsequent, dass Furre Tat und Täter ausspart und sich einzig der Welt des Opfers annimmt.

Heidi Furre fordert einen Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit Sex

Um justiziable Gerechtigkeit geht es Furre hingegen weniger. Sie dechiffriert die Strukturen hinter sexualisiertem Machtmissbrauch und fordert einen längst überfälligen Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit Sex: Wir müssen lernen, schambefreit über Sexualität, ihre pathologisierten Bereiche und Porno zu sprechen.

Mit „Macht“ hat es Heidi Furre auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2023 geschafft.

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