„Schlachtensee“ von Helene Hegemann: Kleine Verzärtelungen
Mit den 15 Kurzgeschichten von „Schlachtensee“ steigert Helene Hegemann die Effektivität ihrer berüchtigten Schockeffekte.
Ja, dieser Satz stammt tatsächlich aus dem Band „Schlachtensee“ mit Kurzgeschichten von Helene Hegemann: „Es geht hier um zwei Menschen, die nicht zusammen sein können, obwohl sie sich lieben.“ Der Text „You have killed me and there is no point saying this again, but I forgive you, I forgive you“ fährt ganz große Gefühle auf – nur spielt er eben in einer derben Männerwelt in der ostdeutschen Provinz, in der es von Wildschweinen wimmelt.
Natürlich ist noch immer alles hoffnungslos – die kleinen Verzärtelungen steigern nur die Effektivität des Abgründigen, wenn die 30-jährige Autorin andererseits ihre berüchtigten Schockeffekte auffährt, mit Ekel hantiert, absurde Wendungen wagt und Motive ins Leere laufen lässt. Immer wieder sind es die Körper ihrer Protagonist:innen, die den Dienst in dieser kalten, durchrationalisierten Welt verweigern, und in jeder der 15 Kurzgeschichten spielt Wasser eine entscheidende Rolle. Typisch Helene Hegemann allerdings, dass ausgerechnet der titelgebende „Schlachtensee“ fehlt.