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„Das Rosen-Experiment“ von Jan Böttcher: Ende einer Ära

Buchcover „Das Rosen-Experiment“ von Jan Böttcher

Wäre „Das Rosen-Experiment“ von Jan Böttcher eine Doktorarbeit, könnte der Schlusssatz des Gutachtens lauten: ausgefallenes Thema, souverän gemeistert.

Der Roman „Das Rosen-Experiment“ von Jan Böttcher ist unsere Buchempfehlung der Woche.

Berlin, 1928: Um den Psychologie-Professor Zadek hat sich ein ehrgeiziges Kolloquium geformt. Vor allem die Doktorandin Zenia hat große Pläne: Mit ihren Experimenten will sie die Beziehung zwischen Fühlen und Handeln erforschen und zieht sogar die Kellnerin Helene in die akademische Welt hinein. Doch im Hintergrund braut sich bereits der Hass zusammen, der bald das ganze Land in die Barbarei stürzen und jüdische Denker:innen wie Zadek oder Zenia zum Fliehen zwingen wird – der eine geht nach Westen, die andere nach Osten.

Musiker und Autor Jan Böttcher hat zwar die Namen seiner historischen Figuren geändert, ist aber insbesondere in Bezug auf ihre Arbeit nah an der Realität geblieben. Sein Roman wirft ein Schlaglicht auf eine Zeit, die bis heute von der darauffolgenden Krise verdeckt wird; eine Zeit, in der Berliner Psycholog:innen viele Erkenntnisse der späteren Jahrzehnte vorwegnahmen. Doch bei aller Realitätstreue ist „Das Rosen-Experiment“ alles andere als trocken, sondern liefert mit Zenia, Zadek und Helene dreidimensionale, komplexe Figuren, deren Schicksale uns bewegen. Zugleich malt Böttcher mit zeitgerechter Sprache ein Panorama der Weimarer Republik kurz vor ihrem Ruin. Wäre das Buch eine Doktorarbeit, könnte der Schlusssatz des Gutachtens etwa so lauten: ausgefallenes Thema, souverän gemeistert.

„Das Rosen-Experiment“ von Jan Böttcher ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Nach Norden“ von Anuk Arudpragasam vorgestellt.

Mit „Das Rosen-Experiment“ hat es Jan Böttcher auf unsere Liste der besten Bücher im Dezember 2022 geschafft.

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