„Wir sind schön“ von Jens Friebe
Mit seinem neunten Album bringt Jens Friebe ein ungewöhnlich optimistisches Werk heraus.
Wo ist eigentlich Jens Friebe, wenn maus ihn braucht? Wieder sind vier Jahre seit „Fuck Penetration“ vergangen, doch angesichts des vermeintlich absurden Vorhabens sei ihm die lange Zeit der Stille verziehen: Im Herbst 2022 veröffentlicht er mit „Wir sind schön“ ein anti-nihilistisches Album!! Nehmen wir nur das Titelstück: „Das Jahrtausend war ein langer böser Streich/Wir haben uns angeguckt und wussten sofort: So, jetzt reicht’s“, heißt es da in der Mitsinghymne. Aber dann eben auch: „Wir verbinden alle Wunden/Und wir trocknen alle Tränen/Für die Blinden sind wir Hunde/Wir sind schön.“ Hach, ja, nehmen wir also die rostigen Säbel von den Wänden.
So groovy und unbeschwert Friebes mittlerweile neuntes Album auch tönt, flüchtet er eben nicht nach Mittelerde – was schon allein Songtitel wie „Das Nichtmehrkönnen“ und „Die schrumpfende Stadt“ belegen. Fast schon wünscht maus sich bei „Frei“ nicht Chris Imler, sondern einen FFP2-Maske-tragenden Wolfgang Kubicki an den Percussions. Aber sind der elende Porschefahrer und seine neoliberalen Freunde dann nicht doch ein soft target? Nicht, wenn der Song zugleich auch noch wirkliche Freiräume fühlbar macht. Und was meint Friebe in „Sing it to the Converted“? „Predigt denn die Priesterin nicht zu den Bekehrten/Wie lang wären sie bekehrt, wenn sie sie nie hörten?“. Eben.