„Schaut, wie wir tanzen“ von Leïla Slimani
Auch in „Schaut, wie wir tanzen“ verbindet Leïla Slimani mit großer Eleganz persönliche Schicksale mit der Geschichte eines Landes.
„Schaut, wie wir tanzen“ von Leïla Slimani ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Als vor einem Jahr Leïla Slimanis „Das Land der Anderen“ in Frankreich zum Bestseller wurde, hielt sich die Begeisterung des Rezensenten in Grenzen – was auch mit dem seltsam abruptem Ende des Romans zusammenhing. Nun ist klar, warum: Slimani hat damals eine Trilogie begonnen, deren zweiter Band jetzt erschienen ist. Mit „Schaut, wie wir tanzen“ erzählt die Autorin ihre Familiensaga weiter.
Es gibt ein Wiedersehen mit der Elsässerin Mathilde, die ihrem Mann Amine nach Marokko gefolgt ist, wo beide endlich reich geworden sind. Mittlerweile haben die 60er begonnen, und die Kinder der Familie kommen in Kontakt mit Rockmusik und Hippie-Kultur. Doch die Befreiung von den Kolonialist:innen hat vielen Marokkaner:innen nicht die gewünschte Freiheit gebracht.
Auch in „Schaut, wie wir tanzen“ verwebt Leïla Slimani persönliche Schicksale äußerst elegant mit der Entwicklung eines Landes
Erneut verwebt Slimani persönliche Schicksale äußerst elegant mit der Entwicklung eines Landes, und erneut fällt dabei vor allem ihre Abneigung gegen irgendeine Form von Happy End ins Auge: Auch eine glückliche Liebe wird von der Zeit zermürbt, auch ein moderner Mann ist tief drinnen Sexist, und Reichtum gibt es nicht ohne Ausbeutung. Der realistische Blick stammt daher, dass Slimani ihre Familiengeschichte adaptiert. So erweist sich Slimanis Trilogie im zweiten Teil als gemächlich wachsendes Epos. Für den Abschluss sind wir in sicheren Händen.
„Schaut, wie wir tanzen“ von Leila Slimani ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Lento violento“ von Maria Muhar vorgestellt.