„Das Gegenteil eines Menschen“ von Lieke Marsman
In „Das Gegenteil eines Menschen“ kombiniert Lieke Marsman das Hadern mit der Zukunft mit lakonischem Humor.
„Das Gegenteil eines Menschen“ von Lieke Marsman ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Ida ist 29, hat Geowissenschaften studiert und vor kurzem eine Beziehung mit Robin begonnen, mit der sie sich den Rest ihres Lebens vorstellen kann. Trotzdem ist sie haltlos, unzufrieden, angstvoll. Spontan bewirbt sie sich auf ein Praktikum in Norditalien, wo bei einem alpinen Staudamm der Klimawandel erforscht wird. Doch wird ihre Liebe zu Robin das überleben?
Lieke Marsmans Romandebüt wurde in den Niederlanden bejubelt, und das zu Recht: Auf engem Raum zeichnet die Autorin ein detailliertes, lebendiges Bild ihrer Protagonistin, deren Erinnerungen und Assoziationen weit schwerer wiegen als das, was in ihrem Alltag passiert. Ida sieht die lahme Unfähigkeit der Menschheit, dem Klimawandel zu begegnen, als eine großformatige Spiegelung ihrer eigenen, weitverbreiteten Schwächen – darunter der Angst davor, sich komplett auf die Liebe einzulassen. Zugleich ist die existenzielle Bedrohung für sie eine Ausflucht aus dem Persönlichen.
Marsman präsentiert Idas Hadern mit der Zukunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Einsamkeit mit so viel lakonischem Humor und sprachlicher Experimentierfreude, dass die Düsternis nie überhandnimmt. So lustig kann Weisheit sein.
„Das Gegenteil eines Menschen“ von Lieke Marsman ist unsere Buchempfehlung der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Der letzte weiße Mann“ von Mohsin Hamid vorgestellt.