„Schrödingers Grrrl“ von Marlen Hobrack
„Schrödingers Grrrl“ von Marlen Hobrack ist mehr als nur eine Satire auf den Literaturbetrieb und seine Authentizitäts-Besessenheit.
Die Katze lebt! Lebt die Katze? Mit ihrem Roman „Schrödingers Grrrl“ liefert Marlen Hobrack hellsichtige Betrachtungen zu Social Media, Klassismus und Misogynie.
Das einzige, was Kritiker:innenherzen aktuell noch höher schlagen lässt als Autofiktion, sind Romane über Autofiktion. In Marlen Hobracks Debütroman heißt die Protagonistin Mara Wolf, ist Anfang 20, hat wegen Depressionen die Schule abgebrochen und verbringt ihre Zeit vor allem auf Instagram.
Da rekrutiert sie der Verleger Hanno für einen waghalsigen Plan: Ein alter weißer Mann hat einen Roman über eine junge Frau geschrieben, glaubt aber nicht, dass der sich mit seinem Namen auf dem Cover verkauft. Stattdessen soll sich Mara als die Autorin ausgeben und dafür an den Einnahmen beteiligt werden. Tatsächlich wird das Buch ein Erfolg – und nur Mara und ein paar Männer kennen die Wahrheit … Die Vermischung der Ebenen treibt Hobrack noch auf die Spitze, indem sie etwa die Erzählperspektive zwischen erster und dritter Person variiert und ihren Roman einem Herrn Wolf widmet.
„Schrödingers Grrrl“ von Marlen Hobrack ist nur teilweise eine Satire auf den Literaturbetrieb und seine Besessenheit von Authentizität
Trotzdem ist „Schrödingers Grrrl“ nur teilweise eine Satire auf den Literaturbetrieb und seine Besessenheit von Authentizität, sondern zugleich ein Entwicklungsroman über Mara, in dem ihre Liebesgeschichte mit dem Engländer Paul über lange Strecken dominiert. Hier liefert Hobrack hellsichtige Betrachtungen zu Social Media, Klassismus und Misogynie – nur die Verbindung zum zentralen Thema ist nicht immer direkt ersichtlich. Das mag mit Blick auf den Titel natürlich durchaus Absicht sein …
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