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„More D4ta“ von Moderat: Also doch!

Portraitfoto Moderat
(Foto: Birgit Kaulfuss)

Ausgerechnet ein Ausflug ins Grüne bringt die Wiedervereinigung der Elektrogiganten Moderat.

In Interviews mit allen Bandmitgliedern sagt er meist nur wenig, dabei hatte Sebastian Szary in der Vergangenheit eine ganz entscheidende Rolle für die Moderat-Struktur: Er war der Schlichter, der bei kreativen Disputen zwischen seinem Modeselektor-Kollegen Gernot Bronsert und Sascha Ring alias Apparat vermittelt. War das bei „More D4ta“ jetzt auch oder erst recht so, da Moderat ja nach dem Abschluss der Trilogie mit dem Album „III“ und der anschließenden Tour für unbestimmte Zeit auf Eis gelegen hat? „Joa, das kann man schon so sagen. Manche Dinge ändern sich nie“, sagt Szary am Telefon und lacht. Doch dann räuspert er sich: „Das würde jetzt aber arg zu einem Psychogespräch werden.“

Szary erzählt von ganz unterschiedlichen Erfahrungen der Pandemiezeit: Während Modeselektor manisch gearbeitet und ein Mixtape, drei EPs, ein Album und diverse Remixe veröffentlicht haben, ist Sascha Ring Vater geworden. Und er berichtet von einem sehr frühen Treffen der drei, im Sommer 2019 in einem Garten auf dem Land. „Wir wollten dann doch einfach wissen, wie unsere akustische Sprache nach einer so langen Phase der Abstinenz klingt.“

Nach Abschluss der Trilogie schlagen Moderat nun ein Zusatzbuch auf. Womöglich profitiert „More D4ta“ gerade von der schwierigen Situation, dass Bronsert und Szary ständig ihre Identität wechseln mussten und auch noch mit Modeselektor beschäftigt waren, denn es ist das beste Moderat-Album bisher: Sehr düstere Tracks, mit denen sie den Moderat-Sound weiterentwickeln und etwa mit modularen Synthesizern und Field Recordings experimentieren, stehen neben Songs wie „Easy Prey“, „More Love“ und „Copy Copy“, bei denen Rings Gesang so fragil und ans Herz gehend klingt wie nie zuvor. Doch so ganz will Szary dann doch nicht auf Psychospielchen verzichten: „Ich kann jetzt noch nicht beantworten, ob wir jemals mal eine weitere Platte machen werden.“ Vertrauen wir einfach auf den Schlichter. Und darauf, dass es die Berliner zu gegebener Zeit schon wieder raus ins grüne Umland ziehen wird.

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