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„Tagträume an der Schaummaschine“ von Karies: Die Verlogenheit im Pop

„Tagträume an der Schaummaschine“ von Karies

Auf „Tagträume an der Schaummaschine“ ist von Karies’ Postpunk nicht mehr viel übrig – doch die grau schimmernden Popmomente funktionieren hervorragend.

„Nichts war jemals ganz, Zerstörung der Bilanz“: Nicht umsonst haben Karies das Stück „Coming of Age“ als Opener gewählt, denn das vierte Album der Stuttgarter ist ein Aufbruch – ins Ungewisse. An den klassischen Postpunk ihres Debüts „Seid umschlungen, Millionen“ aus dem Jahr 2014 erinnert nicht mehr viel, und wenn sie hier jetzt die elektronischen Popmomente des Vorgängers „Alice“ radikal ins Zentrum rücken, ist es nur folgerichtig, dass Gitarrist Jan Rumpela auf unbestimmte Zeit pausiert.

Doch vollkommen unbeschwert sind die „Tagträume an der Schaummaschine“ natürlich nicht: Während „Coming of Age“ wie ein surreales Update von „Take on me“ klingt, empfiehlt sich etwa „Willy“ als eine Art windschiefe Hommage an Cures „Lovecats“. Über die Fantasien von Sommer, Sonne und Strand liegt ein Grauschimmer, denn auf dem Weg zur Pophymne verharren die Songs in repetitiven Mustern. „Schmilzt es weg wie Schnee, tut es nicht mehr weh“, mag der disharmonische Schunkelsong „Laguna Seca“ versprechen, nur ist da eben mit „Im Morgenlicht“ auch diese Frage: „Hast du Angst, liegst du wach?“ Das ist Musik zur Zeit und ein extrem reizvoller Weg, die Verlogenheit im Pop sowohl zu feiern als auch offenzulegen.

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