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„Was bleibt“: Madeline Junos Fragen an Gott und die Welt

Madeline Juno für ihr drittes Album „DNA“.
Madeline Juno auf dem Cover ihres dritten Albums „DNA“. (Foto: Philipp Gladstone, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/>, via Wikimedia Commons)

Seit sie in einer Beziehung lebt, singt sie nicht mehr so gern über die Liebe. Doch Madeline Juno hat ja noch ihre Serienkiller.

Man sollte meinen, sie sei ausgelastet mit ihrem klugen Katharsis-Pop. Doch Madeline Juno, vor 24 Jahren als Kind einer russlanddeutschen Einwandererfamilie im badischen Offenburg geboren und seit fünf Jahren in Berlin-Neukölln sesshaft, findet tatsächlich noch Zeit für ein ganz leicht abseitiges Hobby. Mit „Behind closed Doors“ hat sie einen eigenen Podcast, in dem sie wahre Geschichten erzählt – und was für welche!. „Es geht um reale Kriminalfälle, aber auch um Heimsuchungen paranormalen Ursprungs.“ Seit einem Jahr macht sie das, ungefähr alle zwei Wochen gibt es eine neue Folge. Bisher nahm sie sich etwa Armin Meiwes vor, den Kannibalen von Rotenburg. Auch Serienkiller Ted Bundy widmete sie eine Ausgabe, und vor Kurzem sprach Juno, wie immer gut vorbereitet, über den Stand der Ermittlungen im Vermisstenfall des 15-jährigen Berliner Mädchens Rebecca Reusch. „Ich weiß gar nicht, woher die Faszination kommt“, so Madeline. „Ich mag einfach generell alles, was mich gruselt.“

„Was bleibt“: Gott, die Welt und Serienkiller

Alles andere als der Horror ist ihre Musik. Seit dem zwölften Lebensjahr schreibt sie Songs, schon als Schülerin hospitierte sie in Tonstudios, und 2013 veröffentlichte sie ihr Debüt. „Was bleibt“ ist jetzt bereits ihr viertes Album, und das zweite, auf dem sie deutsch singt. „Und es ist das erste, auf dem nicht alle Songs von vorne bis hinten von der Liebe handeln“, ergänzt Juno. Tatsächlich sind es nur noch ein oder zwei Stücke, und der Grund dafür ist einfach. „Ich bin seit drei Jahren in einer glücklichen Beziehung“, so die 24-Jährige. Madeline, eine selbsternannte „kleine Drama Queen“, bei der frühere Liebschaften stets fatal geendet seien, hat sich kurz Sorgen gemacht, dass ihr die Themen ausgehen könnten. „Doch dann schwappte so vieles von dem an die Oberfläche, was mich sonst im Leben bewegt und ausmacht.“ Madeline Juno stellt eine Menge Fragen auf ihrer Platte, und die wenigsten vermag sie zu beantworten. Es geht um Gott („Wenn es dich gibt“), die Welt („Was bleibt“) und große Träume („New York“).

Grusel dich Glücklich!

Die größte Stärke von Madeline Juno aber ist die Offenheit und Klarheit, mit der sie, wie etwa in dem musikalisch flotten Stück „Automatisch“, über ihre mentalen Krisen spricht. „Ich habe Depressionen, schon seit meiner Jugend“, sagt sie. „Die Krankheit ist ein wichtiger Teil meiner Persönlichkeit, und ich finde es gut, dass in der Popmusik seit einiger Zeit Platz für dieses Thema ist.“ Auch Musikerinnen wie Alessia Cara, Halsey oder Billie Eilish würden ihre psychischen Erkrankungen nicht verstecken – und warum auch? „Das gehört zu mir, und ich weiß zum Glück, was mir dabei hilft, die Depressionen im Keim zu ersticken.“ Nämlich? „Dinge, die mich runterbringen und beruhigen: Yoga, Meditation, reden, malen, basteln.“ Und ein Podcast über Killer.

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