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„Danke für alles“ von Luvre47: Keine Aufstiegsgeschichte

Luvre Cover

Eigentlich läuft es aktuell sehr gut bei Luvre47, trotzdem ist „Danke für alles“ eher ein gequältes Lächeln. Gründe dafür gibt es in Berlin-Neukölln genug.

Eigentlich gäbe es genug Gründe, eine Aufstiegsgeschichte zu erzählen: drei Alben in zwei Jahren, ausverkaufte Shows, eine tragende Rolle in Felix Lobrechts Kinoerfolg „Sonne und Beton“. Doch was bringt das alles, wenn Freunde den Freitod wählen, im Knast landen oder in der U8 betteln? Angesichts dieser Gleichzeitigkeit ist der Albumtitel „Danke für alles“ eher ein gequältes Lächeln. Und wenn Luvre47 auf dem Opener über seinen „Hass auf jeden Reichen“ rappt, ist klar: Der rote Teppich konnte ihn nicht zähmen. Danke dafür.

Stattdessen nimmt uns der Berliner Rapper mit nach Südneukölln. Nicht ins gentrifizierte Flat-White-Quiche-Café-Neukölln, sondern in die Gropiusstadt: hohe Häuser, wenig Liebe, keine Kohle. Trotz des melodisch modernen Sounds sowie harter Trap-, 2Step- und Memphis-Ausflüge steht dieses Album mit seinem rohen Storytelling und ignoranten Humor in der Tradition des 2000er-Jahre-Berlinrap. Weit weg vom deutschen HipHop, der sich in peinlichen Twitch-Kabbeleien verzettelt und sich zwischen Anlageberater-Swag und Fashionweek-Gelaber der Belanglosigkeit preisgibt. Stattdessen schallt es aus der Hochhaussiedlung Richtung Bundestag: „Die Welt wäre ohne uns schon lang verloren“ – ein Klassenbewusstsein, für das man sich nur bedanken kann.

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