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„Weltraumspaziergang“ von Paul Eisen: Falco auf der Hamburger Schule

PaulEisen

Das Debütalbum des Newcomers steckt nicht nur voller Ohrwürmer, sondern auch voller Gegenwart – wenn er nicht auf den eigenen Zeilen ausrutscht.

Wenn Paul Eisen eines kann, dann sind es Ohrwürmer. Das scheint dem Deutschpop-Newcomer allerdings nicht zu reichen, und so ist sein Debütalbum „Weltraumspaziergang“ voll von Gegenwart: Megalomanie der Superreichen, künstliche Intelligenz, alte weiße Männer. Das funktioniert immer dann gut, wenn Eisen eine lyrische Distanz zu den Dingen wahrt und mit leicht ignorantem Impetus klingt, als hätte Falco die Hamburger Schule besucht. Die fette, beinahe orchestrale Produktion, vor deren Synthies und Chören sich Eisen rekelt, bereitet ihm einen matt glänzenden Shiny-Floor, auf dem sich sonst nur das österreichische Indieduo Yukno wohlfühlt.

Doch dann rutscht er im Song „Körper“ auf der bemüht lasziven Zeile „Spiel statt mit den Wörtern mit meinem Körper“ aus. Da möchte man mit dem schönen vorangegangenen „Nie wieder Liebe“ antworten: „Wenn wir das überleben, überleben wir ein Leben lang.“ Bleibt nur zu hoffen, dass Eisen den Sturz überstanden hat, schließlich bringt die Naivität, mit der er sich bis dato durch den großangelegten Sound laviert hat, eine angenehme Frische in den deutschen Pop.

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