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„Tasmanien“ von Paolo Giordano

Portraitfoto Paolo Giordano, der mit „Tasmanien“ einen neuen Roman veröffentlicht
(Foto: Suhrkamp Verlag)

„Tasmanien“ von Paolo Giordano ist ein subtiler, sprachlich eleganter Roman über eine sich im Zerfall befinde Beziehung, in der sich eine vor dem Zerfall stehende Gesellschaft spiegelt.

„Tasmanien“ von Paolo Giordano beginnt wenige Tage nach dem Bataclan-Anschlag und schlängelt sich mal sehr präzise, dann wieder verschwommen durch die großen Themen der Gegenwart.

„Tasmanien“ von Paolo Giordano ist unsere Buchempfehlung der Woche.

„Ich schreibe über alles, was mich zum Weinen gebracht hat.“ Mit diesem leicht melodramatischen Satz beendet Paolo Giordanos Ich-Erzähler, der eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Autor hat – beide teilen sich denselben Vornamen, sind studierte Physiker, schreiben für eine Tageszeitung und werden schließlich zu Schriftstellern –, Giordanos neuesten Roman „Tasmanien“. Und tatsächlich jagen sich zuvor die Gründe zum Heulen. Der wie ein Erinnerungsbericht angelegte Roman beginnt 2015, wenige Tage nach dem Bataclan-Anschlag, und schlängelt sich mal sehr präzise, dann wieder verschwommen durch die großen Themen der Gegenwart: Donald Trump, MeToo, Klimakrise, Krieg in der Ukraine, Angst vor Terror und der atomaren Katastrophe.

Doch ist es weniger der „Edelmut“, wie es Paolo nennt, der ihn dazu veranlasst, sich mit den scheinbar unbezwingbaren Notlagen der Welt zu beschäftigen, als eine Flucht vor der unmittelbaren, ganz persönlichen Krise: Der unerfüllte Kinderwunsch zerrt an der Beziehung zwischen ihm und seiner Frau, doch anstatt in Schockstare zu verfallen, wird Paolo zum Getriebenen. „Tasmanien“ ist ein subtiler, sprachlich eleganter Roman über eine sich im Zerfall befindende Beziehung, in der sich eine vor dem Zerfall stehende Gesellschaft spiegelt. Es ist ein Psychogramm einer nach Krisenerzählungen süchtigen Gegenwart.

Mit „Tasmanien“ hat es Paolo Giordano auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2023 geschafft.

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